Digitale Originale
00:00:00: Eben schon laufen gehabt, wir haben ja immer so ein leichtes Vorgeplänkel.
00:00:03: Insofern würde ich sagen, starten wir jetzt einfach mal.
00:00:06: Digitale Originale.
00:00:08: Der Podcast mit Olli und Freunden.
00:00:11: Heute...
00:00:12: Mit Liebe zum Buch, zum Multichannel-Afolg.
00:00:29: Ja, freue mich, dass wir heute hier sind.
00:00:31: Zusammen mit Olli sitzen, mit mir hier Petra Dresen vom Buchhandlung Dresenlesen in Dortmund.
00:00:38: Und das ist auch gar kein Zufall so.
00:00:40: Wir haben uns im Vorfeld von diesem Podcast ein bisschen Gedanken darüber gemacht.
00:00:44: Mensch, man hört so viel und liest so viel zum Thema Multichannel-Marketing.
00:00:50: Das klingt dann immer so nach internationalen Großkonzernen, die ganz viel Marketing machen.
00:00:56: Was macht eigentlich der lokale Einzelhandel, dem es ja nach allem, was wir so hören und sehen, nicht so gut geht?
00:01:04: Was macht der eigentlich beim Thema stationär und online?
00:01:09: Und da haben wir ein bisschen rumgeguckt und sind auf eine ganz interessante Webseite gestoßen, nämlich die von dir, Petra Dresenlesen.
00:01:17: Danke.
00:01:18: Und da haben wir uns überlegt, wir unterhalten uns heute mal mit dir, was macht eigentlich das klassische Produktbuch im stationären und im online Handel erfolgreich?
00:01:29: Was sind aber auch die Schwierigkeiten?
00:01:31: Warum machst du es vor allen Dingen, wo wir los machst?
00:01:34: Danke, danke für die Einladung.
00:01:36: Ja, also erstmal sehr, sehr schön, dass du da bist, Petra.
00:01:39: Wir haben uns ja im Vorfeld schon ein bisschen über unterhalten, auch schon ein ganz viel gefachsimpled.
00:01:43: Ja, erzähl erstmal, wer bist du und was machst du?
00:01:47: Ja, ich bin die Petra Dresen und bin wirklich Buchhändlerin aus Leidenschaft, sagen die anderen auch, aber mache ich schon seit ganz, ganz vielen, vielen Jahren.
00:01:56: Und habe dann irgendwann gedacht, du hast jetzt so viele Buchhandlungen kennengelernt, es gibt immer wieder Möglichkeiten, doch nur was anderes zu machen, moderner, anders.
00:02:06: Und dann habe ich dann beschlossen, 2019 mich selbstständig zu machen in Dortmund und habe natürlich da die beste Zeit erwischt.
00:02:15: Weil 2020 habe ich Dank Corona mal wieder zu machen müssen, dann wieder zu machen müssen und trotzdem feiern wir in diesem Jahr, unser fünfjähriges Bestehen.
00:02:25: Bei den Namen Dresen ging nicht anders, musste man lesen hinten dran, hängen anders ging es nicht.
00:02:31: Wir hatten noch verschiedene Ideen, ohne Dresen nichts zu lesen und da gibt es ja viele Möglichkeiten, aber das musste dann Dresenlesen sein.
00:02:38: Und da haben wir dann und tatsächlich beschlossen auf mehreren Ebenen, einmal haben wir ein wunderschön gestalteten Laden, aber wir machen eben auch sehr, sehr viel, was im Netz, im Web, ist passiert.
00:02:53: Von Anfang an?
00:02:54: Von Anfang an, direkt von Anfang an so konzipiert. Ganz ehrlich, Buchhandlungen ohne Webshopanbindung werden es schwer haben und das wird auch aussterben, das ist ganz klar.
00:03:05: Das ist auch glaube ich so ein bisschen auch der Grund, warum wir dich ja heute auch hier haben, weil wir haben dich ja im Web kennengelernt, also gar nicht als Laufkundschaft.
00:03:14: Und grundsätzlich haben wir ja wahnsinnig, oder viele Städte, also nicht nur Städte, sondern auch auf dem Land des Einzelhandelsterben, also von Eigentümer geführten Einzelhändlern, da haben wir ja da grundsätzlich das Problem.
00:03:30: Und wie würdest du das wahrnehmen? Also das war von deiner Seite aus, von Anfang an so die Strategie zu sagen, okay, die Laufkundschaft alleine wird nicht reichen.
00:03:40: Und vor allem, sagen wir mal, gerade in deiner Branche gibt es ja sagen wir mal den Megaplatz Hirsch.
00:03:47: Das große Böse an?
00:03:49: Ja, genau. Und ja, erzähl mal, wie hast du das strategisch dir überlegt? Also als du gesagt hast, okay, ich mach mich jetzt selbstständig, ich mach das anders als alle anderen.
00:03:59: Wie war da die Überlegung? Du hast also von Anfang an gesagt, okay, also ich werde das Multi Channel, da sind wir jetzt bei diesem tollen Wort, Multi Channel machen, ist diese Rechnung für dich aufgegangen?
00:04:09: Ja, die Rechnung ist natürlich aufgegangen, sonst hätten wir das auch nicht all die Schwierigkeiten, die wir jetzt hatten, hätten wir auch nicht überlebt.
00:04:16: Es ist einfach im modernen Einzelhandel so, dass man alle Wege spielen muss, ist wirklich so.
00:04:24: Und man muss dem Kunden immer die Möglichkeit geben, einmal in das Geschäft zu kommen und eine persönliche Beziehung aufzubauen, zu fragen, zu tun, was auch immer.
00:04:35: Auf der anderen Seite aber auch rund um die Uhr im Webshop da zu sein, einen Shopmöglichkeit stöbern zu können, nachts gucken zu können, was es liefbar war, wie komme ich da dran?
00:04:47: Oder auch dann bei uns natürlich auch dieses normale Bestellen, ja, dann liefern sie es aus und machen tun.
00:04:53: Wir haben von Anfang an konzipiert, wir gehen alle möglichen Wege.
00:04:57: Das Einzige, was wir ausgeschlossen hatten, war Facebook, da wollten wir irgendwie nicht hin, das kam uns zu altmodisch rüber.
00:05:04: Aber wir sind auf Insta und versuchen so ein bisschen auch andere Möglichkeiten auszuloten.
00:05:13: Aber wenn dann auf jeden Fall zwei Glasig oder mehr Glasig dann, ja, das war vor allem von Anfang an klar.
00:05:19: Petra, wir sind jetzt gerade so mitten rein quasi in online und stationären Handel gesprungen.
00:05:27: Im Vorgespräch habe ich ein paar interessante Dinge von dir gehört, die wir hier auch nicht verschweigen sollten.
00:05:33: Nämlich erstmal, wie funktioniert eigentlich klassischer Buchhandel?
00:05:37: Das ist den meisten von uns, die jetzt auf der Kundenseits stehen, ja erstmal so gar nicht klar.
00:05:42: Also wie kommt das Buch zu dir und was sind so die Besonderheiten des Buchhandels?
00:05:49: Vielleicht kannst du dazu noch etwas sagen.
00:05:51: Ja, gerne. Tatsächlich ist der Buchhandel insofern sehr, sehr besonders, weil er der Buchpreisbindung unterlegt.
00:05:58: Das heißt, jedes Buch überall, egal wo gekauft, auch bei den großen online Händlern, kostet dasselbe.
00:06:05: Das deutsche Buchpreisbindungssetz funktioniert so, dass der Verlag, der das produziert, den Preis festlegt
00:06:13: und wir haben keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten.
00:06:16: Hilft aber natürlich dem Inghaber geführten Buchhandel, weil wir sind preislich, genau wie alle anderen auch.
00:06:23: Wir können weder was drauf noch drunter, aber es funktioniert halt.
00:06:27: Buchpreisbindungsgesetz gibt es seit 1888 und trotzdem werde ich immer noch gefragt, seit wann ist das denn so?
00:06:34: Schon immer. Die Logistik, die dahinter steckt und das ist ja auch ein Teil deiner Frage.
00:06:40: Das ist so, das ist eine sehr, sehr ausgeklügelte Logistik, denn jedes Buch hat eine eigene Standardnummer, die ESPN-Nummer
00:06:49: und damit ist es weltweit gekennzeichnet.
00:06:53: Buchhändler können diese Nummern auch lesen. Ich kann zum Beispiel an dieser Nummer absehen, wie alt ist ein Verlag,
00:07:01: wie lange gibt es eine Reihe schon. Das können wir alles an der ESPN-Nummer absehen
00:07:08: und diese Standardisierung führt dazu, dass man viel schneller in die moderne Logistikbranche umsetzen kann,
00:07:14: weil nur der Titel die ESPN-Nummern, die werden weltweit geschützt.
00:07:20: In Deutschland sind etwa 10,7 Millionen Titel lieferbar. Da muss man schon wissen, welche Nummer welches Buch hat.
00:07:28: Und diese Logistik, die dahinter steckt, die gibt es auch schon seit über 70 Jahren, nämlich an dem einen Tag bestellen,
00:07:38: an dem anderen Tag mittags abholen.
00:07:41: Wir haben sogar eine Übernachtbelieferung, das heißt, wenn wir morgens in die Buchhandlung kommen, ist unsere Ware schon da
00:07:47: und wir können die zuordnen.
00:07:49: Auch das kann der Buchhandel schon sehr, sehr lange.
00:07:53: Da wusste man noch nicht, dass das Größe böse A, kein Fluss in Brasilien ist, sondern ein Online-Konkurrent,
00:08:02: aber die Art und Weise, was da an Leistung hintersteckt, das ist leider was, was ganz oft.
00:08:10: Und das wird ignoriert.
00:08:12: Klar, der Kunde möchte sein Buch, er möchte schnell, er möchte bestimmte Sachen haben.
00:08:16: Und das kann der Buchhandel schon lange untermachen, das ist auch sehr gut.
00:08:20: Du hast es jetzt gerade gesagt und das ist mir jetzt tatsächlich gerade so durch den Kopf gegangen.
00:08:24: Du hast gesagt, der Verlag legt im Grunde den Verkaufspreis fest.
00:08:29: So ist das.
00:08:30: Das heißt, du weißt im Grunde eine Andersgefahr.
00:08:36: Der Verlag gibt dem Buch damit eine mehr oder weniger große Chance auf den Markt,
00:08:42: in der Annahme, dass er den Wert des Buches und die Nachfrage einschätzt und auch über Preise ein bisschen steuern kann.
00:08:49: Umgekehrt weißt du aber auch in dem Augenblick, indem du die Ware ins Sortiment aufnimmst,
00:08:55: ob sich für dich mehr oder weniger lohnt.
00:08:57: Ist das so?
00:08:58: Ja, tatsächlich ist das so.
00:09:00: Und das sind Informationen, die der Verlagsvertreter, die auch dann sozusagen auf seiner Reise mit dem Körfer hier in den Anführungsstrichen auch mittaschen.
00:09:11: Ja, die lebt mir kein Koffer, die haben riesige Rollkoffer mit, um alles zu zeigen zu machen.
00:09:16: Die zeigen wirklich Bücher, wenn sie zu machen.
00:09:19: Ja, ich sage jetzt mal in der Belletristik bei den Romanen nicht.
00:09:22: Aber wenn man Kinderbücher hat, bringen sie die mit oder Bücher zum Rollen, zum Quicken, was es da alles gibt,
00:09:30: das kannst du dir alles angucken, wenn der Vertreter mit seinem großen Rollkoffer ankommt.
00:09:35: Schilder, doch bitte nochmal den Weg, wie vom Verlag das Buch zu dir kommt,
00:09:42: inklusive dieser Vertreterbesuche, von denen du gerade sprachst.
00:09:47: Also es ist so, dass die Verlage zweimal im Jahr Vorschauen produzieren.
00:09:56: Das heißt, der Buchhandel bekommt etwa ein halbes Jahr, bevor das Buch, der Titel, erscheint, eine Vorschau,
00:10:03: große, dicke Vorschau, die kann man sich dann durchlesen.
00:10:06: Das ist was der Verlag plant zu machen.
00:10:09: Und die halten sich von früher sehr traditionelle Branche an die Frankfurter Buchmesse und auch an die Leipziger Buchmesse,
00:10:18: die jetzt gerade letzte Woche war.
00:10:20: Das heißt, die Neuheiten, die Novitäten kommen jetzt auch langsam in die Buchhandlungen.
00:10:23: Der Vertreter kommt dann etwa so drei, vier Monate vorher, sagt, sie haben ja die Vorschau bekommen,
00:10:29: was würden sie gerne wollen, was passt dafür und so weiter.
00:10:33: Und im Vorfeld wird dann immer abgefragt, möchten sie kleinere Mengen, größere Mengen und so weiter.
00:10:42: Und das legt man im Vertretergespräch fest.
00:10:45: Man erteilt einen Auftrag und man darf sich das heute nicht mehr so vorstellen,
00:10:50: wie früher, dass im Verlag unten ein Keller ist, wo die Bücher lagern und derjenige runtergeht und die holt,
00:10:56: sondern moderne Verlagsauslieferungen machen die Logistik lagern für die Verlage.
00:11:02: Und diese Auslieferungen schicken das uns.
00:11:06: Damit das aber nicht ein hoher Kostenfaktor ist, schicken die Auslieferungen nicht an uns direkt,
00:11:12: sondern an unsere Großhändler.
00:11:14: Und die Großhändler beliefern in ihrem eigenen Namen und sie beliefern im Namen des Verlag,
00:11:20: so dass nichts hin und her geschickt, also auch beim hin und her schicken, nie fährt ein Lkw leer.
00:11:26: Denn von uns nimmt der einmal unsere Remittenten, also das, was wir zurückschicken, wieder mit.
00:11:32: Das wird A entweder an den Großhändler oder eben an den Verlag gegeben.
00:11:36: Das ist ein Kreislauf, der sehr, sehr gut logistisch durchgetaktet ist.
00:11:40: Also würde ich auch nochmal eine kurze Frage stellen.
00:11:43: Das heißt, also du bist ja erstmal ein ganz normaler Händlerin.
00:11:46: Da kann man vorbeigegen, kann man sich Bücher angucken und so weiter.
00:11:49: Aber du bist durchaus auch und geht das allen Händlern so?
00:11:53: Das heißt, ich kann rein theoretisch von diesen 10 Millionen Titeln jeden bei dir bestellen.
00:11:59: Und der ist am nächsten Tag da.
00:12:01: Mehr oder weniger, ja.
00:12:03: Also das heißt, entscheidet sich der Händler dafür, das zu tun oder eben auch nicht.
00:12:07: Also gibt es auch die Möglichkeit zu sagen, nee, es gibt nur das, was ich hier verurteile?
00:12:11: Nein, das gibt es nicht mehr.
00:12:13: Nein, nein, nein.
00:12:15: Man muss tatsächlich auf einen der Großhändler, es gibt nicht mehr so viele in Deutschland,
00:12:21: zurückgreifen, weil die mit ihrer Logistik und ihrem tatsächlich auch Transportwesen
00:12:29: diese ganze schnelle Geschichte aufrechterhalten.
00:12:33: Und wenn ich das jetzt richtig verstanden, das ist ja wirklich ganz lustig.
00:12:36: Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
00:12:38: Also wenn wir jetzt, ich nenne das Kind jetzt mal bei einem Namen.
00:12:41: Also du hattest ja vorhin erwähnt, 70 Jahre ist das eigentlich immer schon so gewesen.
00:12:46: Das war auch immer schon so.
00:12:48: Und Amazon hat das ja mal irgendwann zu seinem Thema gemacht.
00:12:53: Das ist mal ganz offen so zu sagen.
00:12:55: Ja, die schnelle Lieferung.
00:12:57: Ja, ja, genau. Die schnelle kostenfreie Lieferung.
00:12:59: Genau, die schnelle kostenfreie Lieferung, die der Buchhandel eigentlich schon seit 70 Jahren so betreibt.
00:13:04: Richtig.
00:13:05: Da stellt sich natürlich die Frage, also, also und dann muss ich nochmal fragen,
00:13:08: ist das so, dass Amazon diese Logistik neu gebaut hat, die ja schon ewig existierte?
00:13:14: Das heißt, also Amazon hat im Grunde noch nichts anderes gemacht als geklaut.
00:13:17: Natürlich haben wir das.
00:13:19: Ja, natürlich. Sie haben, die Logistik gibt es schon, wenn ich jetzt mal so ein bisschen ausholen darf, seit hunderten von Jahren.
00:13:26: Deswegen heißen unsere Großhändler, wir haben oft in der Branche alte Namen, weil diese Branche schon so alt ist.
00:13:37: Unsere Großhändler heißen Bar Sortimenta. Also Sortimenta ist klar und Bar Sortimenta entstand daher,
00:13:44: dass sie früher als die Leipziger, gab es die Buchhändlermesse in Frankfurt nicht, Leipziger war immer die Buchstadt,
00:13:50: Buchhändlermesse, da fuhren die Buchhändler und Verleger einmal im Jahr hin, orderten ihre Bücher und bezahlten dort einmal im Jahr Bar.
00:14:01: Und die einzige Möglichkeit durch ganz Deutschland Bar zu bezahlen war in Gold.
00:14:06: Alle anderen Währungen wurden ja, es gab ja eine Kleinstadterei, es gab ja überall andere Münzen und so weiter.
00:14:11: Das heißt, der Buchhändler lud sich seinen Karren voller Gold, orderte fünf bis zehn Söldner, die ihn bewachten,
00:14:19: um zu gucken, dass das Gold auch in Leipzig ankommt. Und da nahmen die Verleger das an.
00:14:25: Das sind für uns die Bar Sortimenta. Schon seit der Zeit können Buchhändler und Verleger außerhalb,
00:14:34: außerhalb irgendwelche anderen Logistik den Vertrieb aufrecht erhalten.
00:14:39: Die haben sich unabhängig gemacht, zum Beispiel, sowohl heute würde man sagen von der Post, auch damals von Turn und Taxis,
00:14:47: die haben immer eigene Logistik entwickelt. Funktionierte nur wegen der Buchpreisbindung, die seit 1888, mal höre und staune, in Deutschland gibt,
00:15:01: diese Unabhängigkeit nach dem Krieg. Gut, Papier war sehr, sehr rar, aber die haben immer wieder aufgebaut.
00:15:09: Die Logistik, da sind auch unsere großen Bar Sortimenta, das heißt unsere Großhändler, die gibt es auch schon über 100 Jahre,
00:15:18: weil wir uns immer wegg von den üblichen Wegen, sonst hätte es zu der Zeit auch keine Übernacht oder für den nächsten Tag Bestellung gegeben.
00:15:27: Amazon, der Herr Besos, hat das einfach nur perfektioniert.
00:15:31: Erst mal hat er es kopiert.
00:15:33: Er hat es kopiert, richtig.
00:15:36: Das ist eine ganz alte Systematik, oder mich gar nicht mehr zu sagen, wir müssen die Logistik drumherum aufbauen und so weiter.
00:15:41: Er hat im Grunde genommen erst mal nichts anderes gemacht und deswegen hat er wahrscheinlich auch mit Büchern angefangen.
00:15:45: Ja, klar, es ist ja ein einfaches Ding.
00:15:47: Genau, und dann hat er es kopiert und hat so eine Nummer und hat dann abgeguckt, wie machen die das im Buchhandel?
00:15:52: Und hat es dann perfektioniert.
00:15:54: Genau, und dann perfektioniert.
00:15:56: Seine Idee war es nicht.
00:15:58: Das habe ich jetzt auch gerade gelernt.
00:16:01: Dann habe ich dann immer mal so Frage, so aus Spaß.
00:16:04: Was meinen Sie denn, wenn ich ein Kunde frage, der irgendwie was fragt?
00:16:07: Seit wann gibt es denn Verlage?
00:16:09: Was ist denn, dann sagen die mal ja, ja, seit ein paar Jahren, vielleicht nach dem Krieg.
00:16:14: Und dann sage ich, der Verlag, der heute noch als Verlag existiert, wurde 1519 gegründet.
00:16:21: Das heißt, der ist 505 Jahre alt, der sitzt in der Schweiz, den gibt es heute immer noch, der macht heute immer noch Bücher.
00:16:29: Verlage wie Frank Kosmos kennt jeder, wenn er drei Fragezeichenkinder hat, die das lesen, 200 Jahre alt.
00:16:36: Gräfe und Unser, 300 Jahre alt.
00:16:39: Also die Branche ist sehr alt.
00:16:41: Aber das, was sie in den letzten Jahren an Entwicklung gemacht hat, ist beneidenswert.
00:16:46: Fragen Sie mal in der Schuhbranche oder in der Kleidungsindustrie nach, das kommt gleich.
00:16:52: Das sind wir eigentlich auch genau bei dem Thema, was ich ganz spannend finde.
00:16:56: Also das ist ja so, insbesondere der Buchhandel, den hat es relativ früh getroffen, dass er rechts überholt worden ist.
00:17:03: Ich sage das jetzt mal so salopp.
00:17:05: Aber es gilt ja jetzt nicht nur für den Buchhandel, sondern es gilt ja eigentlich grundsätzlich für den Einzelhandel,
00:17:11: dass die Menschen einfach nur noch zu Hause sitzen und online bestellen.
00:17:17: Das hat sich ja inzwischen so etabliert durch Corona ja noch mal befeuert.
00:17:20: Verstechter, ja.
00:17:21: Selbst diejenigen, die gesagt haben, nein, ich meide das, die sind ja dann spätestens seit Corona in den Genuss eben genau,
00:17:27: die sind ein Logistikunternehmen gekommen und haben festgestellt, oh, das ist ja doch nicht so scheiße, wie es Vorurteil hatte, wenn wir mal ganz ehrlich sind.
00:17:34: Aber wie würde es, was wäre denn dein Tipp zu sagen, okay, wie kriegen wir das eingefangen?
00:17:39: Wie kriegen wir das zurückgerudert?
00:17:41: Wie kriegen wir eine gute Mischung aus?
00:17:43: Ich möchte vor Ort shoppen gehen.
00:17:45: Ich möchte ein Einkaufserlebnis haben, aber auch die Möglichkeit zu haben, ich bleibe heute doch zu Hause.
00:17:50: Also was wäre dein Tipp?
00:17:51: Wie würdest du das machen, wenn du das entscheiden könntest?
00:17:54: Also zurückgedreht gibt es nicht mehr, eingefangen gibt es auch nicht mehr, das wird bleiben.
00:17:59: Die einzige Möglichkeit ist, glaube ich so, wie unser Weg ist, auf der einen Seite der Ansprechpartner vor Ort zu bleiben,
00:18:07: mit all den Dingen, die dann auch vor Ort sind, Ansprechpartner für Schulen, für Kindergärten, für irgendwelche, auch Veranstaltungen,
00:18:18: all solche Sachen, vor Ort sichtbar, vor Ort sichtbar.
00:18:22: Aber gleichzeitig natürlich diesen 24/7-Service-Aufrechterhalten, die Webseite mit Content, mit Inhalt fühlen und zwar personalisiert.
00:18:35: Dafür stehen wir, dafür steht "lesen", die machen das und das, sondern kann man fragen und so weiter.
00:18:41: Vielleicht auch unbekannten Autoren mal eine Chance geben zu lesen in der Buchhandlung, haben wir auch alles schon gemacht.
00:18:48: Also ihr bemüht euch, wenn wir das richtig verstehen, bemüht euch ein bisschen sozusagen von der Massenwarebuch,
00:18:58: so eine Art personifizierte, personalisierte Auswahl zu treffen.
00:19:04: Auf jeden Fall.
00:19:05: Man kann verraten, wenn man bei euch auf die Webseite guckt, dann kann man ja auch lesen, wie ich finde, auch sehr gefälligen Texten lesen,
00:19:15: schönen Texten lesen, was euch warum gefällt und ihr anderen empfehlt.
00:19:20: Das ist im Grunde genommen so was wie eine Auswahl aus dieser riesigen Menge von Neuerscheinungen.
00:19:27: Jetzt hast du auch mal gesagt, ihr habt euch von Anfang an und ihr habt dieses Jahr fünfjähriges bestehen.
00:19:32: Ihr habt euch von Anfang an entschlossen auch ein Online-Shop.
00:19:35: Nebenzu machen, kannst du uns ein bisschen was sagen zum nebeneinander dieser beiden technisch betrachteten Vertriebswege,
00:19:43: also Kundenanteile, Umsatzanteile, wenn du magst, also wie verteilt sich das eigentlich so?
00:19:52: Ja, nur grob natürlich, keine Zahlen.
00:19:57: Im Bereich des Buches ist es tatsächlich auch so bei mir und auch bei vielen anderen Buchhandlungen.
00:20:06: Da ist immer noch das Verhältnis 75/80 Buch, Prozentbuch und etwa 20% plus mehr oder weniger an Online,
00:20:18: nein an E-Books Bestellungen und unser Verhältnis, da wir einen relativ guten Online-Shop
00:20:24: und ich hoffe auch besonders kundenfreundlichen Online-Shop haben, dass man einfach gucken kann, stöbern kann,
00:20:31: in das Buch selber reisen wir stellen, auch Leseproben zur Verfügung, die wir allerdings auch von den Verlagen kriegen, ist ja logisch.
00:20:38: All diese Dinge, die haben auch so einen Anteil, wir liegen noch immer so bei 75% im Ladenverkauf
00:20:46: und etwa 25% über den Online-Shop-Verkauf.
00:20:51: Kannst du uns noch ein bisschen was zu dem Online-Shop sagen, also wie seid ihr dran gekommen?
00:20:57: Du hattest uns an einem Vorgespräch im Telefonat, glaube ich mal,
00:21:01: man hat sich dein Mandat um, also so ein bisschen die praktische Ausgestaltung dieses Onlines.
00:21:06: Ich setze dabei jetzt mal so stillschweigen, wird mir während der Frage selbst erst klar,
00:21:11: voraus, du kümmerst dich quasi um den Laden, alles was da so passiert und jemand anders um den Shop, stimmt das überhaupt?
00:21:18: Stimmt natürlich nicht ganz so, aber es ist klar so, den Shop haben wir ja mit der Konstruktion des Shops,
00:21:23: haben wir ja von unserem Großhändler übernommen, damit allein die Logistik im Shop bestellen,
00:21:28: nächsten Tag da oder übers Wochenende, die arbeiten auch sonntag nicht, dann eben den Tag später kommen.
00:21:35: Tatsächlich bin ich für den Inhalt der Webseite zuständig.
00:21:40: Die technische Seite macht dann oft eben mein Mann oder einer meiner Söhne, die da sehr firm sind.
00:21:47: Aber diese, was du eben sagtest, so nett, schön formuliert, das versuchen wir ja alles.
00:21:54: Das mache dann ich, wenn ich Vorstellungen oder andere Sachen mache und ja, Familienbetrieb.
00:22:00: Und am Wochenende, gerne Sonntags-Nammittags vom Kaffee sitzen wir dann da, selbst und ständig.
00:22:06: Und mein Mann gibt entsprechende die Sachen in unseren Onlines Shop haben.
00:22:12: Also da muss ich auch ganz klar sagen, da war für mich auch der gewaltige Unterschied zu ketten.
00:22:19: Egal jetzt wer das ist, ist ja im Grunde egal, konsolidierte Großunternehmen, die irgendwie in Massen verkaufen.
00:22:25: Und ich glaube auch da ist der USP, diese sehr persönliche, sehr private, kommt auch schon im Wett rüber.
00:22:34: Also ich muss gar nicht in deinem Laden gewesen sein, um zu festzustellen, dass da jemand hintersteckt,
00:22:40: der das mit wahnsinnig viel Liebe macht, also der das als Berufung sieht.
00:22:44: Ja, Berufung, Berufung, ja.
00:22:47: Also das finde ich schon sehr, sehr gut.
00:22:50: Und ich glaube, ich glaube durch, also ich meine, wir reden ja immer und viel über Digitalisierung und Automatisierung, KI jetzt,
00:22:59: wo wir wahrscheinlich immer mehr und immer mehr nur noch mit Robert hat zu tun haben.
00:23:03: Also ruf mal irgendwo beim Telekommunikationsambienter an und versuch da mal eine reale Person zu kriegen.
00:23:09: Da brauchst du lange, bis du dir damals zu der durchgestellt wirst.
00:23:12: Und ich glaube, das ist das, was dein Laden auch ausmacht.
00:23:16: Also dass man auch digital schon diese persönliche Note, also diese sehr persönliche Note sieht.
00:23:21: Und ich glaube, ich kann mir gut vorstellen, ich meine, jetzt nehmen diese ganzen Bequemlichkeiten, alles nach Hause zu liefern und so weiter.
00:23:27: Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das eine Trendwende sein könnte.
00:23:33: Oder was meinst du?
00:23:35: Ja, ich glaube, das ist der einzige Weg, den der stationäre Handel, jetzt ich spreche nur für einen Buchhandel, bieten kann.
00:23:44: Eine persönliche Note, das Einzelhändler und der Buchhändlerin, dass er die Kunden wirklich persönlich anspricht, bietet.
00:23:55: Alle anderen Dienste, Leistungen, was auch immer, leistet ja das Web.
00:23:59: Egal wo ich bestelle, ich kriege den Ding, aber eine persönliche Ansprache.
00:24:04: Bei uns können wir das zum Beispiel sehen.
00:24:06: Wir haben ein Säugling geboren, also einer unserer Kundinnen hat das dritte Kind bekommen, die war auf unserer Eröffnungsfeier mit.
00:24:15: Und dann tont es heute fröhlich, hallo Frau Tritzen, hallo Polly, durch den Laden, weil es jetzt im Sommer vier Jahre alt wird.
00:24:24: Oder fünf schon, mein Gott, Polly wird schon fünf.
00:24:27: Also die Kinder wachsen mit auf, die Kunden wachsen mit auf.
00:24:31: Ich weiß, wer was ist, ihre Tochter hat wieder und meine Freundin, sie kennen die doch.
00:24:36: Also man muss eine gewisse persönliche Ansprache haben.
00:24:39: Und das ist das, was den Menschen heute oft fehlt.
00:24:45: Da bin ich genau bei einem Punkt, den ich jetzt mal kritisch hinterfragen will.
00:24:49: Wir haben ja tatsächlich, ich würde jetzt mal so sagen, so einen richtigen Generationszwiz.
00:24:55: Also wir sind jetzt hier eine Generation, die tatsächlich klassisch noch draußen spielen gewesen sind.
00:25:00: Wir haben uns ja schon mal 10 Freunde gehabt, das war unser Social Media.
00:25:03: Das waren dann 10 Freunde, die irgendwie in der Straße waren und so weiter.
00:25:06: Die Digital Natives heute, die werden ja ganz anders groß und werden ganz selbstverständlich mit, sagen wir mal, den Online-Shops, die sie so kennen groß.
00:25:15: Meinst du, oder wie kriegt man die dazu, dieses persönliche, dieses Erlebnis, dieses Kauferlebnis, dieses persönliche Wiederzukriegen?
00:25:27: Ist das möglich?
00:25:30: Der Oli will eigentlich wissen, ob da nur nostalgische alte Säcke im Laden sind.
00:25:34: Ja genau, genau, nein, das tut es natürlich nicht.
00:25:37: Also da kann ich schon mal dagegenhalten, wenn du auf der Leipziger oder noch mehr auf der Frankfurter Buchmesse geguckt hast,
00:25:44: was bei den einzelnen Verlagen, die bestimmte New Romance ist, ein Stichwort oder andere Bücher,
00:25:51: da stehen die jungen Mädels zwischen 13 und 18, 3,5 Stunden in der Schlange, geduldig und warten bis ihre Heldinnen, Tiktokheldinnen und Booktokerinnen und so weiter,
00:26:03: ihr ihnen das Buch-Signal unterschreiben, also signieren und nicht auf ein E-Book kratzen.
00:26:11: Ich persönlich, oder wir haben im Laden einen Jugendleseklub, Sunnyliners heißen die, wir treffen uns regelmäßig,
00:26:22: wir haben da ganz viele tolle Projekte, die wir machen und dann merken wir einfach, was für eine Begeisterung für das Buch da ist
00:26:30: und alle meine Sunnyliners sagen immer, kann ich nicht meine Freunde mitbringen und so weiter, also ich hätte da auch 30 sitzen, wenn ich wollte,
00:26:38: aber so viele können wir leider nicht unterbringen, das heißt da ist auch eine Begeisterung tatsächlich noch für das Buch,
00:26:45: fürs Buch, fürs Schreiben, fürs Lesen, klar, es ist so, dass bestimmte junge Menschen, ich sehe das in meinen eigenen Söhnen,
00:26:55: sehr, sehr stark ins Web gegangen sind, aber da kommt es auch gerade wieder zurück, also wir haben relativ viele junge Kunden,
00:27:05: die eben bewusst sagen, nee, Frau Dresen, du hast mir doch letztens das und das empfohlen, sag mir doch noch mal was,
00:27:13: also das gibt es auch, dass die in der Masse nicht mehr so sind wie früher, das ist klar, aber wer eben zu Hause Sonntags-Namitags gucken will,
00:27:23: der tut das über die Website, über den Shop und wir wundern uns manchmal, Montagmorgen, wann die Menschen das bestellen,
00:27:30: meistens natürlich tagsüber, aber wir haben auch Bestellungen nachts, wo ich immer denke, ich schlafe da,
00:27:36: aber gibt ja auch Leute, die die Nachts arbeiten und so weiter, also der Webshop wird genauso genutzt
00:27:43: und wir haben tagsüber eben nicht nur alte Säcke oder um das zu gendern Säckkinnen oder wie man das nennt, Säcke und Säckkine,
00:27:54: nein, aber wir haben auch eine beginnende junge Kundschaft.
00:28:00: Belegt ja im Grunde genommen eigentlich auch, dass das Konzept, also das Konzept wie du es fährst, du fährst ja nicht einfach nur ein Konzept,
00:28:08: komm in den Laden, kauf irgendwas und geh wieder, sondern du schaffst ja eine Erlebniswelt, also das kennen wir ja vom Gastronomiebetrieb,
00:28:17: da musst du ja auch irgendwann mal eine Veränderung her, da ist Essen ja eigentlich nur noch bei Werk
00:28:22: und im Grunde genommen sehe ich das jetzt, also so wie du es angehst, eigentlich sehr ähnlich, das heißt du schaffst eine Erlebnis des Kaufs,
00:28:30: also das Kaufen ist natürlich am Ende schön, wenn das so stattfindet, aber du machst ja noch ganz viel drum herum
00:28:35: und ich glaube, das ist das, wo du auch sämtliche Generationen mit kriegst.
00:28:39: Das stimmt, tatsächlich, wir machen wirklich viel drum herum, aber auch bewusst um alle möglichen,
00:28:47: Altersstufen anzusprechen oder aber auch um den Leuten immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wenn man in ein Laden geht und sich umgucken kann,
00:29:00: egal ob man Schuhe anprobiert oder Kleidung anprobiert oder in ein Buch reinliest, das ist ein Erlebnis,
00:29:10: ein Buch ist was Haptisches, da kann ich gucken, da gibt es auch Menschen, die sagen, Buchpapier riecht lecker oder was auch immer, das ist wirklich so.
00:29:20: Da fällt mir gerade an, meine Frau ist ja auch so eine Leseratte, also bei uns stehen die, wir haben massen an Bücherregalen überall rumstehen,
00:29:27: also das ist ja auch ein Einricht, also das ist ja auch ein Beleg, das ist auch ein schönes Einrichtungsmittel,
00:29:32: hört sich jetzt ein bisschen komisch an.
00:29:34: Ja, das ist aber ja durchaus sagen wir mal so eine Generation gebundene Bildungsbürgerattitude, klingt das ein bisschen negativ als gedacht,
00:29:44: aber ich bin nicht sicher, ob das in 30 Jahren, wenn wir alle unterm Torf sind, noch quasi als die eigene Bildung, die eigene Belesenheit dokumentierender Einrichtungsgegenstand überhaupt eine Rolle hat.
00:29:58: Ich kenne auch Wohnungen, da steht nicht ein einziges sichtbares Buch.
00:30:02: Ja, das ist auch körperlich, aber da muss ich wirklich sagen, also meine wir haben ja auch Kollegen, die etwas jünger sind und so weiter, da spielt das Buch auch,
00:30:10: jetzt mal, das ist jetzt Fachbücher auch, oder Mangas oder was da auch alles immer so gibt, aber es sind immerhin, da ist die Haptik glaube ich eine ganz wichtige,
00:30:18: gehört das ja eben auch schon erwähnt, die E-Books und das ist ja nicht nur deine, also das ist glaube ich nicht nur bei dir so,
00:30:25: aber auch bei mir auch, dass das Buch auch immer so ist, also das E-Book lesen ist bei Weitem nicht so spannend wie das haptische Buch.
00:30:33: Ich glaube vielmehr, dass das höher Buch da nochmal eine spannende Alternative ist, also bei vielen, auch bei den Jüngeren,
00:30:41: aber ich glaube, dass das Buch als Medium wird glaube ich so schnell nicht aussterben.
00:30:47: Ja, da hast du jetzt alles nur noch in so ein schmalen Ding, also in so ein Tablett, hat sich ja auch nicht so richtig durchgesetzt, also da haben wir ja alle gedacht,
00:30:56: das wird die Zukunft des Buches sein, es gibt also schon eine ganze Menge Dinge, die das Buch auch tut.
00:31:01: Ich würde gerne, bitte noch eine ergänzende Frage, weil wir sozusagen jetzt gerade so ein bisschen ja in der Begeisterung über das Buch schwelgen,
00:31:11: auf der anderen Seite hattest du ja vorhin auf der einen Seite erwähnt Buchpreisbindung, also der Verkaufspreis deiner Handelsware ist festgelegt,
00:31:21: auf der anderen Seite hattest du ein bisschen geschildert auch, was ihr alles tut, um das Buch und euren Laden attraktiv zu machen.
00:31:29: Du kannst aber ja offensichtlich diesen Aufwand, den du da treibst, nicht über einen höheren Preis des Fachhandels refinanzieren.
00:31:38: Jetzt kommt so ein bisschen der Betriebswirtschaftler in mir mit der neugierigen Frage, also entweder ...
00:31:42: Wo von lebt ein Buch hinter?
00:31:44: Ja.
00:31:45: Ja oder anders ...
00:31:46: verdienen diejenigen, die das nicht tun, so viel Geld oder sind die dann einfach schnell weg?
00:31:52: Also die so die Kalkulationsrationale dahinter. Du hattest ja selbst gesagt, wir sind nicht nur, also wir sind kein Kulturbetrieb,
00:31:59: sondern wir sind ein Handel. Am Ende heißt das, du musst davon leben und du kalkulierst, was du tust und was du dir leisten willst.
00:32:07: Ja, das ist natürlich eben durch die Buchpreisbindung, fällt das letztendlich im Buchhandel weg,
00:32:14: aber wir sind eben Buch- und Handel und das bedeutet natürlich müssen wir davon leben und wir müssen eben auch so
00:32:20: kalkulieren, dass
00:32:24: wir all diese Dinge, die wir bezahlen müssen, gehälter Mieten, Finanzamt, das muss natürlich alles bezahlt werden.
00:32:30: Das können wir, das ist genau richtig, nicht auf unsere Ware
00:32:34: draufschlagen. Das heißt, wir müssen mit dem Verlag und den Großhändlern eine
00:32:41: Datierungsstufe aushandeln, die der Verlag uns gewährt
00:32:46: und von den Sachen müssen wir alles bezahlen.
00:32:49: Und der Kunde weiß leider gar nicht, wie viel der Buchhändler für ihn alles bezahlt. Er bezahlt die Nutzung sämtlicher Finanzdienstleistungen,
00:32:59: er bezahlt die
00:33:01: die Möglichkeit des
00:33:05: Sportus, Logistik ist ein Riesen-Thema im Moment, da verändert sich auch unsere Branche tatsächlich vom Hersteller oder vom Verkäufer
00:33:13: hin in einen sogenannten Logistikmarkt. Das heißt, der Verteilungsmarkt, der jene, der an der Verteilungsstelle sitzt,
00:33:21: der hat die Möglichkeit, bestimmte Dinge wirklich jetzt zu beeinflussen. Wenn die Maut erhöht wird, für LKWs betrifft das den Buchhandel wie alle anderen auch.
00:33:30: Das heißt, wir bezahlen mehr für die Logistik, weil die ganzen LKWs nachts über die Straßen Deutschlands donnern, um demjenigen,
00:33:38: ich übertreibe jetzt mal bewusst, am nächsten Tag ein Liesmal-Hälfte für 3,30 Euro oder ein Reklam-Hälfte für 5,50 Euro zu liefern.
00:33:47: Das muss alles bezahlt werden. Und der Buchhändler muss sehr genau kalkulieren bzw. überlegen, was kaufe ich, wo, beim Großhändler, beim Verlag
00:33:57: und wieviel kann ich maximal davon verkaufen, für welche Titel. Und da kommt eben noch dazu, und da sind eben die Buchhandlungen auch individuelle Buchhandlungen.
00:34:08: Man guckt natürlich, was mag der Käufer vor Ort. Und 90.000 Neuerscheinungen im Jahr wollen alle gesichtet, mehr oder weniger,
00:34:19: und dann geguckt werden, was passt zu meinem Geschäft, zu meiner Buchhandlung und was passt zu meinen Kunden.
00:34:28: Wie ist der Onlinefaktor? Bestellt man vielleicht auch Titel, die nicht unbedingt in den Laden passen.
00:34:35: Das ist eine sehr große Leistung, die aber der Buchhändler nie, nie dem Kunden anlassen kann.
00:34:42: Alle anderen verrechnen natürlich Logistik und und und in den entsprechenden Endpreis.
00:34:48: Wie ein Beispiel dafür, was du an Buch nicht in deinem Laden stellen würdest und warum?
00:34:55: Das ist eine gute Frage. Tatsächlich ist es einmal so, dass wir zwar immer versuchen, auch kleinere Verlage zu unterstützen, wenn wir von den Titeln sind.
00:35:08: Kleinere Verlage haben aber oft nicht die Möglichkeit, uns einerer Badstufe einzustellen, wovon wir leben können.
00:35:15: Das heißt, da muss ich Abstriche machen. Da würde ich sagen, okay, ich stelle es mir nicht in den Laden, das ist zu viel.
00:35:22: Aber ich kann es über unsere Großhändler ja dann immer doch noch von einem auf den anderen Tag bestellen.
00:35:29: Aber wir selber würden das nicht tun.
00:35:32: Oder auch Titel, da sind wir eben schwach. Wir haben keine große Nachfrage nach spezifischen Fachtiteln.
00:35:43: Wir sind keine Innenstadtbuchhandlungen. Das heißt, wir haben keine Abteilung für Theologie, wir haben keine Abteilung für Psychologie oder keine Abteilung für Wirtschaftswissenschaften oder auch Juristikation.
00:35:56: Also wir haben auch keine Fachbücher. Das können wir nicht leisten. Da würden wir bei dem Verlag auch nicht einkaufen.
00:36:03: Gehen dann Kunden von euch die normal ihre Belitris, ihre Alltagsliteratur bei euch kaufen? Gehen die dann hin und bestellen, wenn sie was Spezielles brauchen, das dann trotzdem über euch?
00:36:18: Ja, das machen sie viel.
00:36:20: Also schon so ein bisschen Kundentreue?
00:36:23: Ja, da muss ich mal dazu sagen, bei uns ist es wirklich so, dass viele Kunden über ihre Schuljahre kommen.
00:36:33: Wir haben jetzt einige Kunden, Jungs, die als Schüler in der Grundschule kamen, die jetzt gerade dieses Jahr Abitur machen und die dann in die Welt hinaus gehen und wo ich dann manchmal noch Onlinebestellungen gekommen bin.
00:36:47: Und dann kommt der "Guck mal, der ist nach Münster zum Studieren gegangen". Das kann ich halt an den Onlinebestellungen sehen. Also solche Sachen gibt es auch.
00:36:54: Wir mögen lieber Kundentreue als Bücher mit Regaltreue, die würden wir nämlich zurückschicken.
00:37:02: Da fällt mir gerade ein, das ganze Thema Wiederverwenden. Also es gibt ja hier in der Öffentlichkeit oder in den Städten diese schönen Gebrauchbuchregale.
00:37:14: Ist das ein Thema auch für euch? Also macht ihr so was?
00:37:18: Nein, wir machen gar nichts mit gebrauchten Titel.
00:37:21: Ich weiß, einer der großen Ketten im Süden, die mit H anfängt, die machen das tatsächlich.
00:37:29: Da kann man also über die gebrauchte Titel zurückgeben. Man bekommt dann einen Gutschein, den man in den entsprechenden Läden einschinken kann.
00:37:37: Das macht aber nicht die Buchhandlung, sondern das ist eine internationale Gruppe, die eben diese gebrauchte Sachen, "circle", organisieren.
00:37:48: Und die haben sich mit denen zusammengetan. Also das ist ein Versuch einer großen Kette, auch in diesen Markt einzudringen und auch für sich zu eröffnen,
00:38:00: wie Amazon das mit den Marketplace auch macht oder Rebuy oder Momox oder was auch immer.
00:38:08: Aber das lohnt sich für uns als Einzelbuchhändler überhaupt nicht.
00:38:14: Neugierfrage. Also ich vor 20, 25 Jahren das erste Mal mit meiner Frau in UK, also in England gewesen bin, war die hin und weg von den vielen Second Handbuch-Leden, die es dort gab.
00:38:27: Erste Frage ist heute überhaupt noch so, warum gab es das dort so viel und bei uns im Grunde gar nicht?
00:38:35: Und wenn sie heute dahin fahren würde, machen wir im Mai.
00:38:39: Bitterliche Tränen wollen von dem, was übrig geblieben ist. Also in Großbritannien, ich kann es nicht genau datieren, aber ich meine,
00:38:47: vor 18 Jahren die Buchpreisbindung irgendwann aufgehoben worden und dann ist alles kaputt gegangen.
00:38:53: Und mittlerweile ist es so, ich fahre auch regelmäßig ein bei mir rüber, mittlerweile, oder ich versuche es relativ regelmäßig,
00:38:59: mittlerweile ist es so, dass selbst die großen Ketten, die es damals gab, Bands and Nobles, Waterstone und was auch immer, sind alle tot.
00:39:11: Es ist alles weg. Da ist nämlich der Markt so, dass kann man sich angucken, wie es aussieht, wenn die Buchpreisbindung fehlt.
00:39:18: Alle Einzelhändler haben mehr oder weniger aufgegeben und man kann dann eben tatsächlich nur noch Geld verdienen, wenn man sich dem Gebrauchtmarkt zuwendet.
00:39:29: Die Briten haben sowieso eine andere Struktur. Das, was bei uns zum Beispiel diese klassische Teilung gebunden hat, Hardcover, Paperback,
00:39:37: dieses mittlere Taschenbuch und Taschenbuch. Das gibt es da nicht. Die haben die Formate A bis C, D.
00:39:44: Die haben sehr wenig zum Beispiel gebundene Titel. Die Briten haben die Angewohnheit, ein Taschenbuch zu kaufen, das ist dir bestimmt schon mal aufgefallen.
00:39:52: Dann lesen sie es uns, schmeißen wir es auch unter Umständen in den nächsten Papierkorb. Das wird jetzt nicht alles gesammelt.
00:39:59: Da bleibt aber die Möglichkeit, Geld zu verdienen mit Büchern nur über Antiquariate. Auch hier in Deutschland gibt es natürlich Antiquariate.
00:40:07: Es gibt ja ein Verband, wo man nachgucken kann. Aber es hat sich nicht festgesetzt, dass man das wirklich mittlerweile noch als Laden betreibt.
00:40:16: Weil die Marschen dann teilweise so klein sind, da kann man kein Geschäft von betreiben. Da bietet sich halt der Onlinehandel extrem an.
00:40:24: Es gibt viele gute Antiquariate, aber ohne ein Ladengeschäft. In Großbritannien ist das noch was anderes.
00:40:31: Stichwort Onlinehandel. Also nochmal zurückzukommen auf Webshop und diese beiden Vertriebswege.
00:40:40: Du hattest gesagt, du hattest von Anfang an den Online-Shop mit gedacht. Ihr werdet fünf, haben wir das auch schon darüber gesprochen.
00:40:46: Gibt es da irgendeine Veränderung in der Zeit, in diesen Vertriebswegen oder in eurem Umgang mit eurem Online-Shop?
00:40:56: Ich glaube, da ist keine richtige Antwort möglich. Denn wir sind mitten in die Corona-Krise gefallen.
00:41:02: Und das ist etwas, was so eine Ausnahmesituation war und ist, dass ich da keine, keine, ich kann mir Zahlen natürlich angucken.
00:41:13: Wie haben wir alle? Aber da ist eine Aussage zu tätigen, ist ganz schwierig.
00:41:17: Weil in der Corona-Zeit war das allerbeste, dass wir einen Online-Shop hatten natürlich. Auch unsere Seite, die individuell gestaltet.
00:41:27: Wir überlegen uns ja immer irgendwelche Besonderheiten, ob das Buchbesprechungen sind oder gucken sie mal.
00:41:35: Oder kann man als Kunde gerne mal gucken auf unserer Seite dieses "Warum?" Das haben wir extra reingesetzt.
00:41:40: Das heißt, warum soll man noch ein Buch lesen überhaupt, dieses alte Medium, wobei Buchhändler sind immer zutiefst gekränkt, wenn man ein Buch als Medium bezeichnet.
00:41:51: Das ist ja ein Buch. Und dann auch dieses besondere, was die Stöberseiten angeht, was viele andere Sachen.
00:42:03: Sagen wir mal, in fünf Jahren, wenn wir gucken, sind wir da noch da und können wir da, dann könnte ich Zahlen liefern oder Veränderungen feststellen.
00:42:13: Aber Corona hat uns da einfach aus der Realität katapultiert.
00:42:18: Aber um es mal ganz klar zu sagen, du musst unglaublich viel richtig machen, weil sonst hättest du die Corona-Phase nicht überstanden.
00:42:23: Das ist wirklich so.
00:42:24: Also das ist wirklich so.
00:42:25: Das ist wirklich so.
00:42:26: Also dass die strategische Entscheidung tatsächlich so aufzuziehen, wie du es jetzt aufgezieht hast, gezogen hast, also eigentlich perfekt.
00:42:33: Ich würde gerne noch mal so ein bisschen in das Digitalisierungsthema, weil wir hier eine Digitalagentur reingucken und mal so ein bisschen über die Zukunft spekulieren, kann man ja nicht anders sagen.
00:42:47: Ich bin jetzt nicht so tief in der Branche, du bist da sehr tief drin.
00:42:51: Es gibt ja dieses On-Demand-Thema, das ist ja auch gesetzt und gelebt.
00:42:56: Aber wenn ich mir jetzt die Zukunft des Buches vorstelle und wir haben ja schon gelernt, okay, die Haptik braucht es.
00:43:04: Also das ist jetzt ein Medium.
00:43:06: Das Mediumbuch als haptisches Erlebnis wird noch gebraucht.
00:43:12: Da werden wir gar nicht rum herumkommen, wenn man davon ausgeht.
00:43:15: Das heißt, also den Text digitalisiert auf irgendein Tablett funktioniert so nicht.
00:43:21: Sehen wir es nicht so gut, wie vielleicht mal ursprünglich angenommen.
00:43:26: Also meine Zukunft oder wie ich mir so eine Zukunft vorstellen könnte, wäre, dass tatsächlich ein High-End-Drucker bei dir steht und der Kunde bestellt und dann wird das automatisiert gedruckt mit entsprechenden Papier und entsprechenden Umschlag.
00:43:41: Und du holst das dann einfach nur daraus? Es würde ja den kompletten Zwischenschritt des Großhändlers sparen.
00:43:47: Könntest du so eine Zukunft sehen oder sagt das das ist totaler Quatsch?
00:43:50: Bei uns in der Ausbildung wurde immer gewitzelt, im ersten Jahr muss man Hellsehen lernen, im zweiten unmöglich das möglich machen und im dritten alles beides zusammen können.
00:44:05: Deswegen Hellsehen gehört damit zu, was die Buch-On-Diemann-Sachen betrifft, natürlich gibt es ja längst schon, und zwar seit 15, 18 Jahren ungefähr.
00:44:17: Die entsprechenden Buch-On-Diemann-Drucker stehen tatsächlich bei den Großhändlern mehr oder weniger so, dass man was eher dem Verlag sorgen machen würde,
00:44:30: weil der Verlag mit seiner Herstellungsabteilung auch darauf aus ist, das Mediumbuch so zu gestalten, das ist aus der Masse, wie gesagt 90.000, rausfällt.
00:44:42: Das wäre dann aber mit Buch-On-Diemann-Titel nicht mehr möglich.
00:44:47: Die heutigen Buch-On-Diemann-Titel, dauert ungefähr meistens so 10 bis 14 Tage bis es kommt, haben nur eine Suchte Papier, eine Schriftgröße,
00:44:57: ein Einwand, da ist auch niemand mehr, der den Einwand oder das Cover gestaltet, das heißt, da geht es rein um den Text.
00:45:07: Deswegen ist das für viele auch nur, wenn ich Information haben will, zusammengefasst, religiert, von einem Lector und so weiter, da mache ich Buch-On-Diemann.
00:45:16: Wenn man mal guckt, wie die heutige Entwicklung ist, zum Beispiel der Trend, der seit einigen Jahren anhält, der farbig oder gestaltete Blatt Schnitt.
00:45:26: Also der Blatt Schnitt wird farbig entweder oder eben echt gestaltet.
00:45:31: Da gibt es Kunstwerke. - Ja, ja, Tiktok ist voll da. - Absolut die Kunstwerke. - Das ist richtig.
00:45:36: Wir haben einen eigenen Tisch, wo wir alles anbieten, was wirklich tolle Blatt Schnitt hat. Das wird gesammelt.
00:45:41: Das wäre mit Buch-On-Diemann nicht möglich, weil die Art, wie Schrift gesetzt wird, wie Anfänge gedruckt wird, was im Text noch, dann geht es auch darum,
00:45:52: kann man auch Bilder in der Qualität, zum Beispiel für ein Kinderbuch, braucht man ja eigentlich viel Bild setzen.
00:45:58: Weg von den schwarz-weiß Bildern, heute gibt es ja nur noch bunte Bilder, kann man im Kinderbuch gut sehen, wenn man sich im Moment ja ein No-Go,
00:46:08: die kleine Hexe der kleine Wassermann in den alten Ausgaben, alles nur schwarz-weiß gesetzt, die neuen Ausgaben alle farbig gestaltet.
00:46:15: Natürlich wird die Technik irgendwann so sein, dass man das machen kann.
00:46:19: Aber so individuell wie der Verlag mit seinem No-How-Cover zu gestalten, bestimmte Möglichkeiten, das Buch rauszuholen,
00:46:34: oder so schön mit Glitzer bedruckt oder tief und Hochdruck und all die Sachen, das wird man mit Buch-On-Diemann so schnell nicht erreichen können.
00:46:44: Jetzt kommt eine zweite, noch viel schwierige Frage.
00:46:47: Wiederhelfen.
00:46:49: Ja, wir sind ja schon, also die Praxis holt uns ja gerade schneller ein, als wir denken, KI.
00:46:57: Großes Thema.
00:47:00: Das ist auch ein großes Thema, also wenn man jetzt mal, also ich weiß nicht, ob du schon mal ChatGPT versucht hast oder so was.
00:47:06: Klar.
00:47:07: Wenn du ChatGPT sagst, erzähle mir meine Geschichte zu dem und dem Thema und so weiter, macht es das schon verdammt gut.
00:47:12: Meinst du, dass das die Bronze nochmal aufwühlen wird?
00:47:17: Auf jeden Fall.
00:47:19: Da haben wir auch schon heiße Diskussionen, auch gerade mit den Verlagsvertretern und Vertreterinnen.
00:47:26: Es gibt auch viele Vertreterinnen geführt.
00:47:29: Und die meisten, um aus Verlags sich zu sagen, sagen, wir können so die nächsten vier, fünf Jahre noch garantieren,
00:47:38: dass das, was an Manuskripten uns vom Autor, Autorin geschickt wird, tatsächlich vom Autor auch geschrieben worden ist.
00:47:45: Danach wird es schwierig.
00:47:47: Und wir haben jetzt sogar einen Fall in Jaapen gehabt.
00:47:50: Da ist eine junge Autorin mit einem Literaturpreis ausgezeichnet worden.
00:47:55: Und die hat dann irgendwann nach Auszeichnung alles gesagt, es tut mir leid, ein Teil habe ich über KI schreiben lassen.
00:48:05: Das heißt, da wird es wirklich einen Bruch geben.
00:48:10: Und viele Verlage, oder noch nicht mal der Vertreter, auch manchmal der Vertriebsleiter oder ein Lektor, sagt mir Clip und klar,
00:48:17: noch kann ich dir garantieren, wenn wir das als Verlag bekommen und veröffentlichen wollen, was ein langer Prozess ist,
00:48:25: also ein langer, großer Prozess, da arbeiten viele Leute dran, das ist noch gemacht von Menschen.
00:48:32: Wie lange wir das noch unterscheiden können, das wissen wir nicht.
00:48:36: Aber ich sage mal so, ich finde die Frage ganz spannend.
00:48:40: Also unsere Branche, insbesondere die Kreativwirtschaft, die ist ja relativ früh von diesem ganzen Thema, mit dem Bild KI betroffen gewesen und so weiter.
00:48:48: Und wir stellen fest, oh, das ist gar nicht so ein Boomann-Thema.
00:48:51: Ich kann mir gut vorstellen, warum nimmt man, also das ist wirklich eine Glaubensfrage.
00:48:57: Wenn einer ganz progressiv sagt, ich habe KI ist ein Stilmittel in meiner Arbeit.
00:49:03: Also ich sage hier progressiv damit um.
00:49:06: So wie du es jetzt gerade beschrieben hast, das ist ganz lustig.
00:49:08: Da hat die Schriftstellerin erst im Nachgang gesagt, sorry, ich habe KI genommen.
00:49:14: Ist ja Quatsch, KI kann mir ja helfen, irgendwas zu tun oder beziehungsweise.
00:49:19: Ich kann ganz bewusst die KI einsetzen, einen Handlungsstrang zu führen.
00:49:24: Also mit genau, also auch ganz progressiv eben mit diesem Hilfsmittel.
00:49:28: Ich sage mal so, früher hat man mit Hand geschrieben, danach gab es die Schreibmaschine.
00:49:34: Da musste ich mich auch nicht dafür entschuldigen, dass ich jetzt schneller bin, weil ich die Schreibmaschine benutzt habe.
00:49:38: Das ist schon was anderes.
00:49:40: Wobei, bei der Frage so ein bisschen der Gedanken durch den Kopfschuss, ob das nicht eher für den Verlag,
00:49:51: vor allen Dingen aber den Schriftsteller also als Creator dessen, was da sozusagen mit dem,
00:49:58: ja auch mit der Person verbunden wird, an Fantasie, an Kreativität, an Genius auch so dahinter steht.
00:50:05: Für die Ware macht es am Ende ja möglicherweise im ersten Schritt zumindest kein Unterschied.
00:50:11: Also wenn ich Gebrauchsliteraturen nehme, was weiß ich, irgendein Regionalkrimi,
00:50:15: ob der mit KI erzeugt worden ist oder sich die Dame, die da schreibt, den 13. davon aus den Fingern gesogen hat,
00:50:22: ist mir fürs Leserlebnis möglicherweise am Ende egal, ob ich das am Strand irgendwo lese.
00:50:27: Richtig, das ist nämlich genau das.
00:50:29: Ich glaube, dass der Endkunde das gar nicht unterscheiden kann und auch nicht will,
00:50:34: der möchte gerne entweder Ablenkung, Unterhaltung oder was auch immer haben.
00:50:38: Wie der Autor das erzeugt hat, ist ihm eher egal.
00:50:44: Wenn tatsächlich ein Thema ist, brauchen wir in Zukunft noch Autoren, menschliche Autoren.
00:50:51: Was können die, was die KI nicht kann? Wo ist die Fantasie begrenzt oder was kann man lernen?
00:50:58: Mein KI ist im Moment so, alles was da ist, wird ja von der KI aufgesogen und wieder verwertet.
00:51:05: Das dupliciert sich.
00:51:07: In der Biologie, wenn man immer dieselben Genstrengen dupliziert, irgendwann beim Duplicieren passieren Fehler und so weiter,
00:51:15: und dann hat man auch die KI, kann ja immer nur weiter sich entwickeln, wenn sie immer wieder mit neuen Dingen gefüttert wird.
00:51:23: Wenn sie keine neuen Dinge mehr kriegt, kopiert sie ständig von sich selber.
00:51:28: Und das bedeutet wieder, da wäre dann ein literarischer Bruch, das würde dann schwieriger werden.
00:51:35: Das würde dann schwieriger werden. Also ist sie auf neue angewiesen.
00:51:39: Und wir Menschen, oder in dem Fall, es betrifft tatsächlich die Autoren und die Verlage, die dann sagen, wir sind auf neue Ideen angewiesen.
00:51:51: Und es gibt ja im Buch, das kann man über die ganze Entwicklung sehen, immer wieder Menschen, die neue Ideen publiziert haben,
00:51:59: die zu gigantischen Massen klöch als letztes Harry Potter.
00:52:04: Also das hat ja einen Riesenhype rausgelegt, obwohl die Arme Frau Rowling, weil ich wie viele Verlage angefragt hat, ob es veröffentlicht wird.
00:52:16: Und als sie dann endlich bei dem Verlag unterschrieben hat, der Lector noch zu ihr gesagt hat, so geht die Legende.
00:52:24: Sie wissen ja, dass man mit Kinderbüchern nicht viel Geld verdienen kann.
00:52:27: Das hätte er sich anders überlegt.
00:52:30: Das ist, glaube ich, die reichste Frau Englans, oder?
00:52:32: Eine der. Oder auch der George Martin mit seinen Games of Thrones und so. Das gibt ja immer wieder so Sachen.
00:52:40: Dieser Input, der muss, glaube ich, von der Fantasie der Autoren kommen.
00:52:45: Also ich glaube, der Buchhandel hat da nicht so viele Probleme mit, weil der Endkunde möchte gerne, was auch immer er möchte, unterhalten, informiert, was auch immer.
00:52:54: Aber Autoren sind davon betroffen und auch dann die Verlage.
00:52:59: Das führt mich noch mal zu so einer Ergänzungsfrage während du das so sagtest.
00:53:02: In einem Musikbereich gibt es ja so eine Unterscheidung zwischen Unterhaltungs- und ernsthafter Musik.
00:53:09: Im Literaturbetrieb wird das jetzt mal so ein bisschen analog.
00:53:13: Auch so diese ja unterschiedliche Genres haben sozusagen unterschiedlich künstlerisch kreativen Wert auch.
00:53:21: Also der Literaturbetrieb kreist ja dann sehr stark so um den Autor und seine Ideen und wie er die zu Papier bringt, während ja ganz viel an Büchern im Grunde so Gebrauchsliteratur ist, die man halt so wegließt.
00:53:36: Unterhalb dieses Levels, was dann irgendwo im Inna-Fernsehsendung diskutiert oder im Netz diskutiert wird.
00:53:43: Ist das aus deiner Perspektive ein Problem, wenn die wahre Buch diese Besonderheit des kreativen Anspruchs verliert?
00:53:55: Also wenn das irgendwann so ist wie Socken, ist es dann noch eine besondere Ware oder eine, die dich reizen würde?
00:54:03: Gute Frage, ja tatsächlich. Also das Buch hat immer im Laufe seiner Geschichte vom Individuum Buch immer weiter verloren.
00:54:14: Die Mönche, die in den Klostern dazu verdonnert waren, die bei Kerzenlicht die Bibel abzuschreiben, die haben das mit Blattgold und Minuskel, Mayuskel, Gemalt usw.
00:54:29: Und je mehr wir in die tatsächlich technische Produktion gegangen sind, da gab es erst Unterhaltungsliteratur.
00:54:37: So mehr hat die Individuzeit, das Buch ist immer verloren.
00:54:40: Dann kam der Herr Rohwald, der gesehen hat, wie in Amerika Taschenbücher gemacht worden sind.
00:54:47: Das kannte man bis dato in Deutschland noch nicht.
00:54:49: Deswegen hießen die ersten Taschenbücher "Row, Row, Row", "Rowwalds Rotationsromane".
00:54:55: Und die wurden nur verkauft, weil die Menschen, und da ist es wieder der Nächste, einen finanziellen Rahmen hatten von dem Geld, was sie eigentlich immer fürs Leben brauchten.
00:55:07: So viel übrig, dass man eben auch Unterhaltungsliteratur kaufte.
00:55:12: Das konnte man erst in dem Moment, wo das Buch eine Massenware wurde und es so günstig hergestellt werden konnte.
00:55:22: Herr Gutenberg in der Straße, wo Sie sind, sei Dank.
00:55:26: Dass man nicht nur Geld übrig hatte, um das zu finanzieren.
00:55:35: Natürlich wird Literatur, hohe Literatur immer auch mitfinanziert.
00:55:40: Das muss man klipp und klar sagen von der Unterhaltungsliteratur.
00:55:44: Wir verlagen, ordnen ihre Autorin nach bestimmten Prinzipien und wer entsprechend umsetzt, wird ein 1A-Autor, oder ein A-Autor, hat bestimmte Umsätze.
00:55:54: Und der finanziert dann eben auch hohe Literatur mit.
00:55:59: Und deswegen diese Unterscheidung, ja, die gibt es natürlich.
00:56:02: Und natürlich hat ein hochliterarischer Autor niemals die Chance, sage ich jetzt mal so, 2 Millionen von einem zu verkaufen.
00:56:10: Wir haben Unterhaltungsautoren, sagen wir mal, in der Erstauflage von 400.000 haben.
00:56:15: Die finanzieren das natürlich mit.
00:56:18: Und das ist bei Euch jetzt bei Dir im Sortiment auch so?
00:56:23: Ja, das ist bei uns auch so.
00:56:25: Natürlich entscheide ich mich auch für wirklich literarische Titel gerne.
00:56:29: Es gibt bestimmte Verlage, mit denen ich gut zusammen arbeite.
00:56:32: Da weiß ich, das was die machen ist in Ordnung.
00:56:34: Da kenne ich vielleicht den Lectra oder weiß was über den Autor oder sonst was.
00:56:40: Ich bin schon so lange in der Branche, dass man alle Leute immer mal wieder trifft.
00:56:45: Und da ist es wirklich so, dass natürlich um diese, und da sind wir wieder bei Buch und Handel, um Buch.
00:56:55: Das heißt, um das Kulturbuch zu erhalten und das Kulturgut und Lesefördung und so weiter.
00:57:01: Klar, da ist es dann so, dass die kleineren Auflagen dieses finanziert werden durch auch ich verkaufe schweren Herzens.
00:57:10: Nein. Ein Herrn Klaus-Peter-Wolf, ein Herrn Fitzegger, eine Frau Dora Held, eine Donna Leon, was auch immer.
00:57:16: Denn die werden in so großen Mengen verkauft, dass sie es mir ermöglichen.
00:57:21: Auch für Titel, die ich, wo ich privat für Brenne, wie ich toll finde, wo ich sage, das muss mehr Lese haben, einkaufe.
00:57:29: Das ist wirklich so.
00:57:30: Ich habe mal ganz persönliche Frage. Klaus-Peter-Wolf, ist das richtig ein Zugpferd?
00:57:35: Absolut.
00:57:36: Ja gut, wird ja inzwischen im Rewe, glaube ich, sogar verkauft.
00:57:40: Das ist das Friesenkrimi.
00:57:42: Das ist ja eigentlich ein Westfale, der im Norden gezogen ist.
00:57:46: Wenn der Lesung macht, sind 1000 Leute nichts.
00:57:49: Wahnsinn.
00:57:51: Ja, führt uns nochmal zu dem Thema Buchhandel und Buch als Ware.
00:57:58: Ganz am Anfang hatten wir ja so ein bisschen gesagt, wie wir auf deinem Geschäft, auf den Buchhandel gestoßen waren, nämlich im Grunde so ein bisschen, naja, stationärer Handel macht auch online.
00:58:10: Was von dem, was du uns jetzt erzählt hast, an der ja auch sehr speziellen Warebuch, würde denn aus deiner Sicht auch für ganz normalen, in Anführung, d.h. Einzelhandel, also den Socken oberhemmten, sonst was Verkäufer oder was auch immer sein würde gelten?
00:58:29: Oder ist das eine ganz andere Branche, will ich gar nichts zu sagen?
00:58:34: Ist, glaube ich, ein bisschen schwierig. Was alle Branchen vereint mittlerweile ist und da könnte man also Socken und Kleidung, ist schwierig.
00:58:47: Aber wenn sie andere Dinge haben, z.B. auch Autoverkauf, ja, sie haben ja heute genau, oder der Kunde hat ja heute die riesen Auswahl zwischen Modellen und Dings und dann geht man natürlich gerne in so ein Autohaus auch da.
00:59:03: Und das macht der Buchhandel auch und diese auch, dieses Kaus-Kaus-Erlebnis sollte verbunden werden mit so einem genannten, das macht man jetzt, nein, das macht man so, das ist einfach für das Mediumbuch und auch für das Auto ein gewisses Storytelling.
00:59:21: Also ich versuche demjenigen zu erklären, warum ich jetzt diesen Wagen toll finde oder dieses Buch toll finde, was steckt da drin, was steckt da hinten, hinter?
00:59:32: Ich möchte gerne, dass der Käufer, egal was er jetzt kauft im Einzelhandel, das Gefühl hat, ja, er ist Teil einer Gruppe eines tollen, er hat etwas erworben, was für ihn persönlich besonders gut ist oder besonders gut passt oder irgendwie seinen Vorstellungen entspricht.
00:59:57: Verbinden mit Geschichten, verbinden mit Erlebnissen, verbinden mit, herausfinden auch, was möchte derjenige, was möchte er wirklich, möchte er, ich sage jetzt mal einfach als Beispiel, Kriminaliteratur, möchte er gerne den ganz blutig, nur Medium, nur so ein bisschen oder möchte er ganz seicht, ja, also da gibt es ganz viele Möglichkeiten.
01:00:23: Und so ist das, glaube ich, im Einzelhandel auch auf den Käufer zu gehen und fragen, was möchtest du, was ist wirklich deine und da braucht man im Buchhandel tatsächlich nicht nur gute Nerven, auch ein gutes Gespür für die Menschen und das, glaube ich, funktioniert in jedem Einzelhandel.
01:00:42: Das glaube ich auch.
01:00:43: So wie du das sagst, sehe ich das exakt genauso, weil die Einzelhändler, die es noch gibt, gucken uns doch mal die Innenstädte an. Die sehen alle gleich aus, ob ich in München aussteige, in Berlin oder in Dortmund, da sind überall die gleichen Ketten, die da unterwegs sind, das heißt, privat geführte Einzelhändler gibt es ja kaum noch.
01:01:00: Und ich glaube, da liegt diese riesige Chance und wie gesagt, wie du das ja auch schon gemacht hast, dass man tatsächlich in allen Kanälen unterwegs ist, sofern das möglich ist.
01:01:11: Das ist ja natürlich auch eine Powerfrage.
01:01:14: Und ich würde jetzt gerne zum Ende kommen, wir sind jetzt bei einer Stunde Gesprächszeit und Petra, das ist das, was uns so wahnsinnig beeindruckt, weil mit jeder Faser dessen, wenn du redest, spürt man, merkt man, hört man, wie sehr du diesen Beruf liebst.
01:01:29: Das ist kein Beruf, das ist eine Berufung. Du lebst diesen Job.
01:01:32: Und ich glaube, das ist das, was dich unterscheidet von Ketten, von einem Amazon oder was auch immer.
01:01:37: Und das gibst du den Leuten auch mit und du sorgst dafür eben genau mit diesen Eigenschaften, dass man wieder Bock hat, in einem Laden zu gehen und dieses Erlebnis zu spüren.
01:01:48: Weil das ist ja nicht einfach nur kaufen, weil wir kennen es ja nur, weil wir auch selbst im Handel ja durch diese Ketten auch nur noch kaufen gewohnt sind.
01:01:54: Da ist ja nichts persönliches mehr. Und du hältst die Fahne hoch und machst diese ganze Welt wieder sehr persönlich.
01:02:00: Ich versuche es zumindest, uns auch mit den ganzen Veranstaltungen und so weiter.
01:02:05: Ein Hinweis noch in eigener Sache, unsere nächste Veranstaltung ist nämlich eine meiner Veranstaltung.
01:02:12: Und zwar gibt es im Mai bei uns einen Abend, der heißt "In 80 Krimis um die Welt".
01:02:20: Da versuche ich Krimis aus Gegenden vorzustellen, wo man zur Not noch nicht mal weiß, wo die liegen.
01:02:27: Nein, einfach gucken, was ist wo und ich halte mich so gut, es geht an die literarische Vorlage von Jules Verne in 80 Tagen.
01:02:34: Ach, das ist ja toll. Klasse. Also Leute, wenn ihr wollt, schaut es euch an, geht mal vorbei.
01:02:40: Schaut euch in den Online-Shop an www.lesen.de. Also relativ einfach.
01:02:46: Guckt euch das an und geht wirklich im besten Fall persönlich vorbei.
01:02:50: Petra, es war uns ein Fest mit dir zu sprechen. Und wie gesagt, aus jeder Faser hört man deine Begeisterung.
01:02:57: So sollte es auch sein, oder? Danke schön. Vielen Dank und bis dann. Tschüss.
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