Blind Spot – KI Kunst mit Blinden
In dieser Ausgabe unseres Podcasts sprechen wir mit dem bekannten Designer Cihan Tamti aus Bochum im Schwerpunkt über das zugrunde liegende Projekt seiner Bachelor-Arbeit „Blind Spot“ an der FH Dortmund. Die Idee für das Vorhaben entstand dabei eher zufällig über einen Clubhouse-Kontakt und eine KI, die aus Worten Bilder entstehen lassen kann. Diese Gattungsform ist heute auch unter „text2art“ bekannt. Aus dieser Möglichkeit heraus entwickelte sich dann die Idee, ein entsprechendes Setup im Rahmen eines Projekts zur kreativen Arbeit mit Blinden zu nutzen. Hierfür fand man drei Probanden, die sich an dem Vorhaben beteiligten und alle in einer früheren Phase ihres Lebens sehend waren.
Die Begriffe, die anschließend für die Visualisierung durch die KI genutzt wurden, sind über Interviews mit den Probanden und relativ allgemeinen Fragen entwickelt worden. Anschließend wurde versucht, den Blinden das Resultat ihres Schaffens verbal zu vermitteln, was sich als relativ schwierig herausstellte. Denn auch hier im Visuellen griff das Phänomen der „stillen Post“, was zu gänzlich unterschiedlichen Beschreibungen des gleichen Bildes durch verschiedene Betrachter führte.
Aus diesem Dilemma für die Probanden entwickelte sich die nächste Folgestufe des Projekts. Mit Hilfe eines 3D-Druckers wurden die Bilder nunmehr in eine formale Ausprägung umverwandelt, um fortan als taktile Lösung von den Probanden sensitiv wahrgenommen werden zu können. Hierfür hat der 3D Designer eine entsprechende Auswahl aus den bestehenden Arbeiten getroffen, um anschließend das Bild in eine dreidimensionale Gestalt hinein zu interpretieren. Auch der 3D Drucker selbst hat mit seiner Textur dann noch eine zusätzliche Veränderung in das Werk einfließen lassen. Aus diesen Aspekten der Umsetzung heraus, wurden die Einflüsse zum Prinzip des Modellversuchs erklärt und damit als ein Teil der Arbeit definiert.
Die finale Plastik wurde dann wiederum an die Probanden als Arbeitsergebnis übergeben, begleitet von der Frage, ob so viel externer Einfluss auf das Werk überhaupt hinnehmbar sei. Das sei ihr „tägliches Brot“ erwiderten die Probanden darauf. So müssten sie sich auch im alltäglichen Leben auf Schilderungen und Beschreibungen anderen verlassen, ungeachtet einer von ihnen abweichenden Wahrnehmung. Sie begriffen sich in ihrem Schaffen am Ende auf jeden Fall als künstlerisch Aktive und können sich eine Fortführung dessen ungeachtet des Projekts sehr gut vorstellen.
Außerdem hatte Cihan bei unserem Gespräch eine neue Ausgabe des „Homebound“ im Gepäck. Inzwischen ist es die Nummer drei dieses „Herzensprojekts“, dass seinen Anfang unmittelbar in der Pandemie-Startphase genommen hat und in dem sich freie Plakatarbeiten unterschiedlichster Künstler – vom internationalen Top-Designer bis zum ungeschliffenen Rohdiamanten aus dem Erstsemester – wiederfinden. Aber nicht allein die Arbeiten, sondern auch das Publishing und die Produktion selbst fällt immer wieder spektakulär aus und ist einen Blick wert.
Viel Spaß und Inspiration beim Hören unseres – hoffentlich kurzweiligen – Podcasts mit Cihan…
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