DisruptHR
Disrupt HR
Im Gespräch mit Chris Böhler
Zur aktuellen Situation in der Energiewirtschaft… Die Energiewirtschaft ist immer noch in einem mächtigen Berg-/Tal-Fahren. Ich habe im September erst die letzte Preiserhöhung gehabt und jetzt – haben sie gesagt – müssen sie die Preise leider noch einmal erhöhen, weil sich seit September die Energiepreise verdreifacht haben. Das ist unglaublich. Da musst Du dann gucken, dass Du mit Kunden auch so zurecht kommst und das Du die noch bei der Stange hältst. Aber wo wollen die auch hin? Die machen ja alle gerade ihre Preise teuer.
Zur aktuellen Selbsterfahrung als Energiekunde… (auf die Frage: Wie fandest Du den Service Deines Energieversorgers) Ich habe jetzt einen anderen Energieversorger. Ich fand den gut, muss aber sagen, dass es auf dem Weg dahin echt ruckelig war. Ich kenne das ja. Ich weiß, wie die Netzbetreiber und Energielieferanten sich abstimmen müssen. Und bei mir passierte dann folgendes: Ich habe einen Anruf vom Netzdienstleister bekommen, der gesagt hat, Euer Stromzähler ist ja gesperrt, ich komme jetzt gleich, um den zu entsprerren. Und ich habe geantwortet, dass ich seit ungefähr zweieinhalb Jahren Strom habe und gerade vor einem Rechner säße, der lädt. Ich hätte damit kein Problem. Er entgegnete, dass wir doch gesperrt seien und ich antwortete: Nein, das sind wir nicht.
Zum persönlichen Hintergrund… Ich komme eigentlich aus einer ganz anderen Ecke. Ich bin eigentlich Zimmerer und im Herzen bin ich es immer noch. Ich würde da wahrscheinlich auch noch arbeiten, wenn ich damit Geld verdienen könnte. Ich habe dann irgendwann einmal Informatik studiert (a.d.R. Medieninformatiker) und habe mich anschließend darauf spezialisiert Leute zu befähigen, weil ich irgendwann gemerkt habe, die Informatik ist einfach arschtrocken. Daraus ist dann irgendwann die Nische entstanden, die ich gesucht und gefunden habe. Leute digital zu befähigen, über Online-Lernprogramme oder andere Medien. Ich habe mich dann sukzessive weiterentwickelt und habe die Agilität für mich entdeckt. Ich bin wie ein Fisch im Wasser: Wenn die Strömung in eine andere Richtung geht, dann schwimme ich da ganz gerne hin. Ich habe es über verschiedene Stationen geschafft, dass ich jetzt selbstständig bin und Unternehmen dazu zu befähigen, vielleicht auch anders zu denken, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sie vorher nicht hatten und alte Hindernisse loszuwerden. Meistens stehen sich die Leute ja eher selbst im Weg als das es irgendwelche anderen Probleme auf dem Weg dahin gibt erfolgreich zu sein. Und was ich predige, versuche ich auch bei mir anzuwenden, denn da ist es auch recht holperig.
Zur Freiheit in der Selbstständigkeit… Definitiv. Da gebe ich Dir absolut recht. Ich habe jetzt ein Sabbatjahr mehr oder weniger hinter mir und bin jetzt seit Januar so richtig drin. Dieses Jahr habe ich genossen. Da konnte ich mich um die Familie kümmern und ich konnte mich um meinen Bau kümmern. Und das war einfach auch notwendig, um diesen Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Von daher alles gut. Es sind halt nur diese Abhängigkeiten, wenn man sich vorstellt, dass die Stricke reißen und man sich sagt: Wow, wenn hier was schief geht, dann fahre ich den Karren aber ganz schön an die Wand.“ Ein Plan B tut da halt ganz gut.
Zur Suche nach beruflicher Erfüllung… Ich kann es nicht mehr haben, mich irgendwie in einen Kasten stecken zu lassen. Als Angestellter bist du halt in einem Kasten drin und kommst da eigentlich auch nicht mehr raus. In einem ganz normalen deutschen Unternehmen hast Du einfach Deine Rolle und Deine Aufgaben und die hast Du zu erfüllen. Crossfunktionalität, selbst organisierte Teams – das, was Agilität so reizvoll macht – wird einfach nicht gelebt. Nicht in den Unternehmen, in denen ich eigentlich ganz gern arbeiten würde. Ich bin eigentlich permanent im Aufbruch und ich reorganisiere mich eigentlich permanent. Das war anfänglich der Switch vom Zimmermann zur Informatik. Ich habe an einem Tag wirklich den Hammer in die Kiste gelegt und am anderen Tag die Tastatur rausgeholt. Wortwörtlich. Ich saß vorher noch nie an einem Computer. Der erste Tag meines Studiums war der erste Tag an einem Computer.
Zum Thema „Disrupt HR“… Ich habe im HR Bereich gearbeitet und habe gedacht: Leute! Das können wir besser. Warum eigentlich immer Dienst nach Vorschrift? Warum stellen wir uns nicht selbst infrage?
Zum unternehmerischen Wandel bei innogy… Das war sicher auch von der Notwendigkeit zur Veränderung getrieben. Die Energiewirtschaft hat schon relativ bald erkannt, das es so nicht weitergeht. Sie hatten ihr Monopol verloren, sahen sich zunehmend mit mehr Wettbewerb konfrontiert und dann auch noch unter dem Eindruck von Fukushima, mit dem die Atomkraft den Bach hinunter gegangen ist usw. In Summe also extreme Disruption. Im Zuge dessen wurde innogy mit dem Anspruch mehr renewable zu sein und mehr ökologisch geprägt, die Dinge anders zu machen eben auch gegründet. Mit der Idee und auch dem Anspruch Business-Modelle zu entwickeln, die vielleicht später einmal tragfähig sind. Ich denke, dass ist eben das kreative und explorative Element gewesen, das so reizvoll war. Das hat von der Idee her erst einmal innen fruchtbaren Boden gefunden und ist dann eben nach außen getragen worden.
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